Einführung in das Projektvorhaben

Informationen, Hintergründe, Kooperationspartner

Mit den im Stadtarchiv Augsburg überlieferten städtischen Rechnungsbüchern liegt ein Bestand von außerordentlichem Quellenwert vor. Nach den rechnungsführenden Beamten „Baumeisterbücher“ benannt, umfassen die darin enthaltenen Einträge aber weitaus mehr als lediglich Aufwendungen für städtische Baumaßnahmen. Wenngleich diese einen großen Posten im städtischen Haushalt ausmachten, sind mit wenigen Lücken seit Beginn der Aufzeichnungen von 1320 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit nahezu die gesamten Ausgaben und zum Teil die Einnahmen der Stadt und des Rates von Augsburg darin erhalten.

Die Baumeisterbücher sind daher eine hervorragende Quelle nicht nur für wirtschafts- und verwaltungsgeschichtliche, sondern insbesondere auch für sozial- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen. Durch die hohe Dichte der Überlieferung und die große Gleichheit der Einträge eignen sich die Baumeisterbücher in besonderem Maße, um in langfristiger Perspektive Entwicklungen aufzuzeigen. Auch räumlich spiegeln die Einträge Handelsnetze und diplomatische Beziehungen wider, die weit über den Augsburger Raum hinausgehen, so lassen sich beispielsweise Kontakte nach Konstantinopel, England oder Venedig greifen.

Durch die Masse an Material sowie die unikale Überlieferung war der Bestand bislang nur erschwert zugänglich.

Umso wichtiger ist eine editorische Aufbereitung der Quelle, die dank der Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft nun seit Juni 2014 am Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften mit drei Mitarbeitern erfolgen kann. Während der dreijährigen Projektlaufzeit werden zunächst die Bände von 1320 bis 1466 editorisch bearbeitet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Rogge wird mit den Kooperationspartnern in Augsburg (Stadtarchiv Augsburg), Mainz (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Digitale Akademie | Mainz; Universitätsbibliothek Mainz) und Trier (Trier Center for Digital Humanities) außerdem innerhalb der Projektlaufzeit die zum digitalen Edieren und Präsentieren benötigte Forschungsinfrastruktur entwickelt, die auf eine nachhaltige, nachnutzbare Umsetzung sowie die langfristige Sicherung der Projektergebnisse abzielt.

So greifen die Möglichkeiten der Digital Humanities einerseits bereits in der editorischen Aufbereitung der Quelle, andererseits birgt diese Art der Bearbeitung auch für die spätere Auswertung durch das strukturiert vorliegende Datenmaterial Chancen zur systematischen, u.U. sogar automatisierten Auswertung der Rechnungsbücher mit den Methoden der Digital Humanities, z.B. um Lohn- und Preisentwicklungen oder Geodaten zu visualisieren. Die digitale Erschließung, bei der die editorische Bearbeitung und die informationswissenschaftliche Methodik ineinander greifen, trägt somit wesentlich zur Beherrschbarkeit des massenhaft überlieferten Materials bei.